Immer wieder bekommen Christen zu hören, dass ihre Probleme, ihre Nöte, Ängste oder Depressionen von einer Belastung durch die Vorfahren kommen. Die sogenannte Vorfahrenschuld. Es ist dieser Gedanke, dass die Schuld meiner Vorfahren mich unter einen Fluch oder eine dämonische Bindung gebracht hat und ich nun von diesem Fluch der Vorfahren freigesprochen werden muss, weil sonst der Teufel ein Anrecht auf mein Leben hat.
Man ist in der Opferrolle für etwas, wozu man selbst nichts beigetragen hat.
Ich halte diese Theorie für unhaltbar und sogar schädlich. Sie ist in krasser Weise unbiblisch und geistert doch durch die Köpfe vieler Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu. Der Einfluss unserer Eltern auf unser Verhalten und unseren Charakter ist unbestritten und braucht oft Veränderung unserer Denkmuster und das Überwinden von Lebenslügen. Aber mit einem Fluch, mit dem Teufel und Vorfahrenschuld hat das nichts zu tun.
Abgeleitet wird diese Vorstellung v.a. von Ex 20, 5: Du sollst dich vor anderen Göttern nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und vierten Generation von denen, die mich hassen, der aber Gnade erweist an Tausenden von Generationen von denen, die mich lieben und meine Gebote halten.
Aber gerade in diesem Punkt korrigiert sich die Bibel selbst:
Hesekiel 18,1 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 18,2 Was habt ihr unter euch im Lande Israels für ein Sprichwort: «Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden»? 18,3 So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: dies Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel. 18,4 Denn siehe, alle Menschen gehören mir; die Väter gehören mir so gut wie die Söhne; jeder, der sündigt, soll sterben. 18,5 Wenn nun einer gerecht ist und Recht und Gerechtigkeit übt, 18,6 der von den Höhenopfern nicht ißt und seine Augen nicht aufhebt zu den Götzen des Hauses Israel, der seines Nächsten Weib nicht befleckt und nicht liegt bei einer Frau in ihrer Unreinheit, 18,7 der niemand bedrückt, … der nach meinen Gesetzen lebt und meine Gebote hält, daß er danach tut: das ist ein Gerechter, der soll das Leben behalten, spricht Gott der HERR. 18,10 Wenn er aber einen gewalttätigen Sohn zeugt, der Blut vergießt oder eine dieser Sünden tut, 18,11 während der Vater all das nicht getan hat: wenn er von den Höhenopfern ißt … seine Augen zu den Götzen aufhebt und Greuel begeht, 18,13 auf Zinsen gibt und einen Aufschlag nimmt – sollte der am Leben bleiben? Er soll nicht leben, sondern weil er alle diese Greuel getan hat, soll er des Todes sterben; seine Blutschuld komme über ihn.
18,14 Wenn der dann aber einen Sohn zeugt, der alle diese Sünden sieht, die sein Vater tut – wenn er sie sieht und doch nicht so handelt, 18,15 nicht von den Höhenopfern ißt, seine Augen nicht aufhebt zu den Götzen des Hauses Israel, …, sondern meine Gebote hält und nach meinen Gesetzen lebt: der soll nicht sterben um der Schuld seines Vaters willen, sondern soll am Leben bleiben. 18,18 Aber sein Vater, der Gewalt und Unrecht geübt und unter seinem Volk getan hat, was nicht taugt, siehe, der soll sterben um seiner Schuld willen. 18,19 Doch ihr sagt: «Warum soll denn ein Sohn nicht die Schuld seines Vaters tragen?» Weil der Sohn Recht und Gerechtigkeit geübt und alle meine Gesetze gehalten und danach getan hat, soll er am Leben bleiben. 18,20 Denn nur wer sündigt, der soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Schuld des Sohnes, sondern die Gerechtigkeit des Gerechten soll ihm allein zugute kommen, und die Ungerechtigkeit des Ungerechten soll auf ihm allein liegen. 18,21 Wenn sich aber der Gottlose bekehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle meine Gesetze und übt Recht und Gerechtigkeit, so soll er am Leben bleiben und nicht sterben. 18,22 Es soll an alle seine Übertretungen, die er begangen hat, nicht gedacht werden, sondern er soll am Leben bleiben um der Gerechtigkeit willen, die er getan hat. 18,23 Meinst du, daß ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt? 18,24 Und wenn sich der Gerechte abkehrt von seiner Gerechtigkeit und tut Unrecht und lebt nach allen Greueln, die der Gottlose tut, sollte der am Leben bleiben? An alle seine Gerechtigkeit, die er getan hat, soll nicht gedacht werden, sondern in seiner Übertretung und Sünde, die er getan hat, soll er sterben.