Was wir momentan vom ISIS Terror über die Medien mitbekommen ist erschütternt. Irgendwie hatte man gehofft, dass derartige Barbarei heute nicht mehr möglich ist. Aber vor 80 Jahren hatten wir mitten in Europa den Nazi Terror und vor 30 Jahren den Balkan Krieg.
Ich ringe angesichts dieses Terrors mit verschiedenen Reflexen.
Zum einen möchte ich den Isis Terror mit dem Islam gleichsetzen. So als Bestätigung der Überlegenheit der christlichen Religion. Aber dann werde ich erinnert, dass im Namen des christlichen Gottes unzählige Menschen während der Inquisition gefoltert und abgeschlachtet wurden oder Frauen als Hexen verbrannt.
Während der Kreuzzüge wurden andersgläubige Orientalen verfolgt und hingerichtet. Das Christentum kennt ebenfalls Kriege und Terror.
Mein alter Kirchengeschichtsprofessor pflegte immer zu sagen: man muss das Optimum mit dem Optimum vergleichen. Es ist unfair, das Christentum in seiner schönsten Form mit den wüsten Verirrungen einiger Extremisten zu vergleichen. Auch wenn deren Auswirkungen gerade gross sind.
Ich wünsche dem Islam die Aufklärung, die Europa im 18.Jhdt. erlebt hat und unter Christen leider oft im Verruf steht. Aber es war auch die Aufklärung, die uns geholfen hat, die Bibel anders lesen zu können als bis anhin. Damit konnten hohe biblische Werte wiederentdeckt werden und eine Inquisition oder Hexenverfolgungen sind heute undenkbar (wogleich es immer wieder christliche Sekten geben wird, die solche alten Zeiten hioch leben lassen wollen). Das Bild der Frau konnte sich ändern und Sklaverei angegangen werden. Der vielgescholtene Humanismus hat dem Christentum mehr Menschlichkeit verliehen. Keine schlechte Sache für eine Religion, deren Mittelpunkt die Menschwerdung ist. In vielem ist das Christentum heute biblischer als während dem Mittelalter oder vor der Aufklärung, auch wenn Aufklärung und Humanismus ihre problematischen Seiten haben.
Ein anderer Reflex gegenüber dem Terror ist der Wunsch nach Vergeltung und militärischem Eingreifen. Wenn ich lese, dass jetzt die Amerikaner militärisch eingreifen, spüre ich ein Gefühl der Erleichterung. Aber ist das der richtige Reflex? Natürlich ist es richtig, sich zu wünschen, dass dieser Terror aufhört. Aber warum finde ich Bomben und Raketen plötzlich so sympathisch? War freunde ich mich mit Gewalt an, wo mich doch die andere Gewalt so abschreckt? Gibt es gute und schlechte Gewalt? Gibt es da keine Alternative?
Mitten in diese Auseinandersetzung verlinke ich euch zwei Artikel, die sich einmal Pro und einmal Contra zur Gewalt als letztem Mittel gegen den Terror äussern. Meine Meinungsbildung ist noch nicht abgeschlossen.